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KBE-Einleitung

Vorwort des Autors

Im Anfang war die Tat." Und die menschliche Tat hatte die Schwierigkeit schon gelöst, lange ehe menschliche Klugtuerei sie erfand. The proof of the pudding is in the eating" [MkFe-1930]. Die menschliche Tat, wie uns die Erfahrung der ganzen Menschheitsgeschichte gezeigt hat, war und bleibt immer der Schlüsselfaktor für den menschlichen Erfolg. Allein aus der Notwendigkeit hat der Mensch das Rad erfunden, lange bevor es dafür Theorien oder gar mathematische Formel gab. Die Wahrheit und somit das Wissen, das an sie gebunden ist oder umgekehrt, altert und passt sich den Machtverhältnissen und den Interessen der Menschen an. „, dieser Jünglings-Wahnsinn in der Liebe zur Wahrheit – ist uns verleidet: dazu sind wir zu erfahren, zu ernst, zu lustig, zu gebrannt, zu tief. Wir glauben nicht mehr daran, dass Wahrheit noch Wahrheit bleibt, wenn man ihr die Schleier abzieht; wir haben genug gelebt, um dies zu glauben. Heute gilt es uns als eine Sache der Schicklichkeit, dass man nicht alles nackt sehen, nicht bei allem dabei sein, nicht alles verstehen und „wissen" wolle."[Niet-1982]. Diese „Anforderungen", die Nietzsche vor mehr als Hundertjahren an den „freien Geist" stellte, sprich die Transzendenz der Begriffe (würde ein Adorno vielleicht sagen [Ador-1982] ), stellen sich heute noch dringlicher an die Kulturschaffer unserer Zeit und der Zukunft und somit an die Wissenschaft und die Technik. Menschen haben keine Fragen sondern Bedürfnisse und brauchen dafür unmittelbare Antworten, die unmittelbar mit ihren Bedürfnissen im Hier und Jetzt zusammenhängen. Die Frage nach dem „Warum" (ursprünglich: worum) muss noch sinnlicher und transparenter gemacht werden, z.B. was? (gesamtsinnliche Beteiligung), wie? (Methoden) und wozu? (Nutzen). Es kann ja kein Zufall sein, dass die erste Frage, die sich der Mensch stellte „Was?" die gleiche Wurzel hat wie „(Was)ser" im Deutschen. Dieser Zusammenhang gilt für viele andere Sprachen: Arabisch (Was= = ما Ma und Wasser=ماء = Maa- beide Wörter werden fast genauso geschrieben und ausgesprochen), Englisch: (Was= What und Wasser = Water), Latein: (Was = Quid und Wasser = Aqua). Das gleiche Prinzip gilt für alle anderen romanischen Sprachen und lässt sich auch auf andere Sprachen ausdehnen. Dieser Zusammenhang lässt vermuten, dass diese Laute, die Menschen erzeugen und Wörter nennen, unmittelbar mit ihren aller nötigsten Bedürfnissen zusammenhängen, in diesem Fall das allerwichtigste Bedürfnis: Trinken. Ich tendiere dazu die Sprache als ein akustisches Modell der Realitätsbildung zu betrachten und bezeichne sie mit dem Begriff „normierte Akustik". Genauso wie der Mensch aus der Notwendigkeit das Rad erfunden hat, hat der Mensch die Sprache für die zwischenmenschliche Organisation erfunden. Die Sprache diente vom Anfang an der Organisation in ihren anfänglichen, einfachen Formen bei der Jagd und spielt bis heute eine wichtige Rolle in jeder Organisationsform. In dieser normierten Akustik wird die Außenwelt primär in Lauten (akustische Modelle) und dann in Zeichen (Zeichenmodelle), sekundär abgebildet, die ursprünglich keine unmittelbare Beziehung zu dieser Welt haben (siehe auch De Sausure: Modell der arbiträren Konvention) (die Vielfalt der Sprachen ist ein Beweis dafür!!) Durch diese sehr schwierige und langwierige Entwicklung haben die Menschen ihr natürliches Gedächtnis (gesamtsinnliches Gedächtnis) verloren und stattdessen ein akustisches (organisatorisches) Gedächtnis entwickelt, das sich „primär" nach Lauten, sprich Sprache orientiert. Da aber die akustische Wahrnehmung beim Menschen einen sehr geringen Anteil seines Gesamtwahrnehmungsvermögens bildet, stellt diese Entwicklung, obwohl sie für die Entwicklung der Organisation notwendig war, eine gewisse Störung der Gehirnfunktionen dar. Ich nenne diese Störung „akustische Störung". Darauf hin hat sich das menschliche Gehirn im Laufe der Evolution so entwickelt und vergrößert um u.a. dieser akustischen Störung entgegenzuwirken, um das natürliche Gleichgewicht des menschlichen Organismus aufrechtzuerhalten. Der Rahmen dieser Arbeit erlaubt nicht, diese Entwicklung auf die Spur zu gehen und die dafür notwendigen Argumente und Beweise hervorzubringen. Dieses Vorwort dient lediglich der Aufmerksamkeitsweckung zum Phänomen der Wissensverarbeitung im Menschen und ihre Komplexität als ein gesamtsinnliches und nicht nur akustisches, sprachliches Phänomen. In dieser Arbeit wird versucht, immer wo es möglich ist, die Rolle des Menschen, als ein einheitliches Wissensverarbeitendes Wesen, in diesem Fall bei der Produktentwicklung und Konstruktion, innerhalb eines Unternehmens, aufzuzeigen und die Möglichkeiten der Transzendenz der normierten Akustik (Sprache) und somit weitere Möglichkeiten der Wissenspräsentation und – Verarbeitung, aufzudecken. Maschinen werden geschätzt, nicht wegen den Geräuschen, die sie erzeugen, sondern wegen ihren Leistungen. Die Leistung einer Maschine wird nicht an die Geräusche, die sie erzeugt gemessen, obwohl diese Geräusche davon zeugen können, dass die Maschine in Betrieb ist, sondern an die Produkte, die sie herstellt und den Nutzen den sie erbringt. Diese Aussagen gelten genauso für Menschen aber selbstverständlich in einem anderen Kontext. Die Leistungsfähigkeit eines denkenden Menschen und somit seine Fähigkeit zur Wisentsverarbeitung und Wissensanwendung drückt sich in seinem Handeln aus. „Die Kritik hat die imaginären Blumen an der Kette zerpflückt.." [Marx-1973], und jetzt muss sie (die Kritik) durch die kreative Tätigkeit, durch tatkräftiges, zielbewusstes Handeln erweitert und ergänzt werden. Die berühmte Aussage von Descartes „cogito ergo sum" (ich denke also bin ich), kann man in unserer Zeit der Rechnersimulationen und der virtuellen Realität beinahe trivialisieren und sagen: ich denke, also bin ich akustisch gestört! Ich erlebe, erkenne und handele „im Hier und Jetzt" [Hege-1986], also bin ich!

1. Einleitung

1.1 Ausgangssituation und Motivation

„Ich erwarte immer noch, dass ein philosophischer Arzt im ausnahmsweisen Sinne des Wortes - ein solcher, der dem Problem der Gesamt-Gesundheit von Volk, Zeit, Rasse, Menschheit nachzugehen hat -einmahl den Mut haben wird, meinen Verdacht auf die Spitze zu bringen und den Satz zu wagen: bei allem Philosophieren handelte es sich bisher gar nicht um „Wahrheit", sondern um etwas anderes, sagen wir um Gesundheit, Zukunft, Wachstum, Macht, Leben..." [Niet-1982]. Jeder von uns weiß heute, dass dieser Verdacht von Nietzsche keines Philosophischen Arztes mehr bedarf, um ihn auf die Spitze zu bringen. Allein die Entwicklungen des 20. Jahrhunderts und die Schatten, die sie auf das beginnende 21. Jahrhundert warfen, haben diesen Verdacht auf den höchsten Punkt der Menschheitsgeschichte gebracht. Nicht nur Unternehmen und ihre Mitgliedschaft zittern um ihre Existenz, sondern auch Organisationen, ja sogar Staaten und Nationen fühlen sich durch diese rapide und drastische globale Entwicklung in ihrer Existenz bedroht. Klassische Aufbau- und Ablaufstrukturen sind heute nicht mehr in der Lage, die vielfältigen Abhängigkeiten von heutigen Organisationen zu bewältigen. Die Einflüsse von außen (Globalisierung, Marktschwankungen usw.) verschärfen diese Problematik und erfordern dadurch eine ständige Anpassung der Strukturen der Organisationen an die aktuellen Veränderungen, damit sie sich behaupten können und ihre unternehmerischen Ziele ständig und erfolgreich verfolgen können. Gut organisierte Unternehmen sind fähiger und erfolgreicher in Umgang mit solchen Entwicklungen und erreichen dadurch ihre Unternehmensziele besser als Unternehmen, die schlecht organisiert sind [WFGU-1992]. Zahlreiche Industrieunternehmen müssen sich heute mit der rasanten Verkürzung der Produktzyklen zu Recht finden [Dieb-1995]. Deshalb müssen sich die Bemühungen der Unternehmen darauf konzentrieren: Die Entwicklungszeiten, aber auch die Durchlaufzeiten deutlich zu verkürzen, das Qualitätsniveau der Produkte erheblich zu verbessern und die Kosten zu senken. Neue Anforderungen der Gesetzgeber bzw. der Kunden bezüglich menschenfreundliche ergonomische Produkte und/oder umweltfreundliche ökologische Produkte müssen von den Industrieunternehmen berücksichtigt werden. Wesentliche Voraussetzung zur Realisierung dieser Ziele, sind: eine gute Ablauforganisation sowie eine effiziente Informationsversorgung [Voss-1989], [WFGU-1992].

Zum diesem Spannungsfeld der Produktentwicklung gehören andere wichtige Faktoren wie die Produktkomplexität und die Produkt-Lebenszeit. in der Produktentwicklung muss die geforderte Produktqualität trotz steigender Produktkomplexität erreicht werden. Die Produktkomplexität erfordert aber wiederum mehr Produktentwicklungszeit bzw. mehr Kosten. Die Senkung der Entwicklungs- und Planungszeiten sowie die Senkung der Kosten in diesen Phasen, eine effiziente Umsetzung der Kunden Anforderungen in der Produktstrategie, sowie flexible Fertigungsstrukturen, sind die wichtigsten Anforderungen an Industrieunternehmen, damit sie international konkurrenzfähig bleiben können [Voss-1989]. Um diese Anforderungen gewachsen zu sein, ist der Einsatz von präventiven Qualitäts- und Entwicklungsmethoden, sowie der Einsatz von modernen und effizienten Wissensmanagementsysteme und KBE- Systeme, höchst erforderlich [PrHa-1985], [Benj-2004]. Ein wesentlicher Anteil der Wertschöpfungs-potenziale eines Unternehmens wird bereits in den frühen Phasen der Produktentstehung erheblich beeinflusst. In den für Forschung und Entwicklung zuständigen Abteilungen wird zum einen das von den Grundlagenwissenschaften bereitgestellte Wissen in marktfähige Produkte und Dienstleistungen transformiert, zum anderen entsteht während eines Entwicklungsprozesses neues Erfahrungswissen, das in zukünftigen Projekten integriert werden kann [VDIEKV-1999].

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